Erhöhte Homocysteinwerte und Schlaganfall
Was ist ein Schlaganfall?
Die meisten Menschen gehen beim Begriff Schlaganfall von einem akuten Ereignis mit einer einzigen Ursache aus. Der Grund liegt vor allem darin, dass man früher noch nicht die Formen und Ursachen eines Schlaganfalls zuverlässig feststellen konnte. Heute spricht man bei einem Schlaganfall von einem Hirninfarkt, wenn die Ursache eine Mangeldurchblutung des Gehirns ist. Dagegen spricht man von einer Hirnblutung, wenn der Schlaganfall durch austretendes Blut ins Hirngewebe verursacht wurde. Weitere gebräuchliche Begriffe sind Gehirnschlag, apoplektischer Insult, Hirninsult oder einfach Apoplex. Grundsätzlich wird bei einem Schlaganfall das Gehirn mit Blut und Sauerstoff unterversorgt, sodass es zu Ausfällen des Zentralnervensystems und zum Absterben von Nervenzellen kommt.
Der Schlaganfall ist nicht mit Epilepsie zu verwechseln. Bei der Epilepsie ist die Erregbarkeit der Nervenzellen im Gehirn gestört, während es sich bei einem Schlaganfall um eine Durchblutungsstörung handelt.
Welche Formen eines Schlaganfalls gibt es?
Beim Schlaganfall unterscheidet man zwei Formen, den hämorrhagischen Infarkt oder Insult und den Ischämischen Schlaganfall oder Hirninfarkt. Beim hämorrhagischen Infarkt ist ein Blutgefäß, das zum Gehirn führt, verstopft, oder das Blutgefäß platzt. Dadurch fließt Blut ins umliegende Hirngewebe. Beim Ischämischen Schlaganfall ist das Gehirn zu gering durchblutet. Beide Formen führen zu einer Reihe von Ausfällen des zentralen Nervensystems. Der primäre Ischämische Schlaganfall ist die häufigste Form. Insgesamt ereignen sich 270.000 Schlaganfälle pro Jahr in Deutschland, davon enden 20 Prozent tödlich. Rund eine Million Bürger leiden an den Folgen des Schlaganfalls. Damit gehört der Schlaganfall zur dritthäufigsten Todesursache in der Bundesrepublik.
Wer ist gefährdet?
Ein Risiko für einen Schlaganfall hat jeder jenseits des 40. Lebensjahres, wobei sich die häufigsten Schlaganfälle bei Menschen ab dem 70. Lebensjahr ereignen. Besonders gefährdet sind Hochdruckkranke, Übergewichtige, Raucher und Menschen, die sich zu wenig bewegen. Meist herrschen mehrere dieser Faktoren vor. Herzkranke und Menschen mit einer genetischen Disposition sind ebenfalls gefährdet.
Wie kann man einen Schlaganfall diagnostizieren?
Amerikanische Ärzte haben einen Schnelltest entwickelt, mit dem sich leicht feststellen lässt, ob ein Schlaganfall vorliegt, sie nennen ihn FAST für
- (f)ace,
- (a)rms,
- (s)peech und
- (t)ime.
Bei „face“ bittet man die betroffene Person zu lächeln. Bei einem Schlaganfall ist das Gesicht meist einseitig gelähmt beziehungsweise einseitig verzogen.
Bei dem Wort „arms“ soll die Person beide Arme heben. Bei einem Schlaganfall liegt meist auch hier eine Lähmung vor, die Person kann den Arm nicht heben oder der gehobene Arm sinkt ab oder dreht sich.
Bei dem Test „speech“ kann die Person einen vorgesprochenen Satz nicht nachsprechen, die Sprache klingt verwaschen.
Das Wort „time“ besagt eigentlich nur, dass auf jeden Fall ein Arzt gerufen werden sollte, wenn mindestens einer der Punkte ein positives Ergebnis zeigt. Beim Arzt oder im Krankenhaus gibt es weitere diagnostische Verfahren, zum Beispiel eine Computertomografie (CT) oder eine Magnetresonanztomografie (MRT). Bei einer Blutung ins Hirngewebe, aufgrund eines Blutgerinnsels und einer geplatzten Arterie, treten meist nur Kopfschmerzen auf. Dieser Schlaganfall kann durch eine Lumbalpunktion des Nervenwassers im Gehirn nachgewiesen werden.
Welche Auswirkungen hat ein Schlaganfall auf den Alltag?
Sollte der Patient den Schlaganfall überleben, treten die Auswirkungen in der Regel erst nach erfolgter Behandlung ein. Da der Schlaganfall zum Absterben von Nervenzellen und zu Störungen des zentralen Nervensystems führt, kann es in der Folgezeit zu Gleichgewichtsstörungen, Sprachstörungen, Schluck- und Sehstörungen kommen. Dazu kommen Antriebsarmut und depressive Verstimmungen. Der Patient ist pflegebedürftig und muss ehemalige geistige und körperliche Fähigkeiten erst wieder neu erlernen, auch den Umgang mit eventuellen Hilfsmitteln. Bei Übung und Wille sind viele Auswirkungen nur vorübergehend, einige dauern Jahre oder sind sogar bleibend, vor allem dann, wenn das Gehirn zu stark geschädigt wurde. Je früher eine Behandlung einsetzt, desto geringer sind die Spätschäden.
Die Anzahl der Todesfälle nach einem Schlaganfall hat glücklicherweise in den letzten Jahren stetig abgenommen.
Wie kann man einem Schlaganfall vorbeugen?
Das Alter und/oder eine genetische Disposition sind nicht beeinflussbar. Beeinflussbar ist jedoch der Lebensstil. Hier sollte auf ausreichende Bewegung, Nikotin- und Alkoholabstinenz und richtige Ernährung geachtet werden. Bestimmte Krankheiten wie Bluthochdruck, Diabetes, Fettstoffwechselstörungen, Übergewicht und vor allem Arteriosklerose können ebenfalls einen Schlaganfall begünstigen. Der Bluthochdruck kann, bei richtig eingestellter Medikation, das Schlaganfallrisiko um 60 Prozent verringern. Wichtig sind regelmäßige Kontrollbesuche beim Arzt, wo auch der Blutzuckerspiegel und die Cholesterinwerte geprüft werden sollten.
In diesem Zusammenhang sollte auch dringend der Homocysteinspiegel berücksichtigt werden. Wie man den Homocysteinspiegel bestimmt, finden Sie in den folgenden Gesundheitsbriefen
Homocystein: Eine toxische Aminosäure – Auswirkungen und Therapie (2)
Homocystein: Eine toxische Aminosäure – Auswirkungen und Therapie (3)
Mangeldurchblutung durch Thrombus
In fast 80 bis 85 Prozent der Schlaganfälle entsteht eine Verstopfung oder ein Verschluss eines Blutgefäßes beziehungsweise einer Arterie. Vor allem Blutgefäße, die das Gehirn versorgen, sind davon betroffen. Dieser Thrombus kann sich im Herz oder in der Halsschlagader bilden, sich lösen und dann mit dem Blutstrom in die Hirngefäße gelangen. Mediziner bezeichnen diesen Vorgang als Thromboembolie, eine Mangeldurchblutung, die die Blut- und Sauerstoffversorgung des Gehirns nicht mehr gewährleistet.
Verschluss einer Arterie durch Arteriosklerose
Die Gefäßverkalkung, die medizinische Bezeichnung lautet Arteriosklerose, ist schon fast ein Massenphänomen. Viele ältere Menschen sind davon betroffen, obwohl es sich hierbei eher um eine Systemerkrankung handelt. Leider kann sie aber viele Krankheiten verursachen wie Herzinfarkt, Niereninsuffizienz, Angina Pectoris, aber auch Schlaganfall. Bei der Arteriosklerose handelt es sich um Ablagerungen an den Gefäßwänden, die zumeist aus Kalk, Fettsäuren und Cholesterin bestehen. Die Ablagerungen können so starke Formen annehmen, dass das Blutgefäß „zuwächst“, der Blutstrom ist unterbrochen. Bei dieser Form des Schlaganfalls sind die hirnversorgenden Halsgefäße und/oder die Hirngefäße selbst von Arteriosklerose betroffen. Größere Hirnregionen werden nicht mehr ausreichend durchblutet.
Schlaganfall durch Mikroangiopathie
Es können aber auch sehr kleine Gehirnarterien arteriosklerotisch verändert sein, in diesem Fall spricht man von Mikroangiopathie. Die Mangeldurchblutung kann bei Mikroangiopathie nur kurzzeitig sein oder unvollständig. Dies kann den sogenannten kleinen Schlaganfall verursachen, die Transitorisch Ischämische Attacke, kurz TIA. Die TIA weist die typischen Symptome eines Schlaganfalls auf, kann sich aber in wenigen Minuten zurückbilden. Dennoch ist sie als Notfall zu behandeln.
Die Hirnblutung als Ursache des Schlaganfalls
Rund 15 bis 20 Prozent der Schlaganfälle sind von einer Hirnblutung verursacht. Eine Hirnblutung entsteht beispielsweise, wenn ein durch Arteriosklerose vorgeschädigtes Gefäß platzt und das Blut in das umliegende Hirngewebe eindringt. Hier kann vor allem ein unbehandelter Bluthochdruck zu einem Riss im Blutgefäß führen und so die Hirnblutung verursachen. Darüber hinaus gibt es seltene Fälle von sogenannten Subarachnoidalblutungen. Das sind Blutungen zwischen dem Gehirn und der weichen Hirnhaut, der Arachnoidea. Normalerweise ist der Zwischenraum mit Hirnwasser gefüllt. Noch seltenere Ursachen für eine Hirnblutung und damit für einen Schlaganfall sind Gefäßverletzungen oder Gefäßentzündungen, Gerinnselbildungen der venösen Blutgefäße oder Störungen im Blutgerinnungssystem.
Ursachen in der Lebensweise
Die Lebensweise des Betroffenen spielt bei der Entstehung eines Schlaganfalls eine wichtige Rolle. Sie kann verhindern, dass Hirnblutungen oder Durchblutungsstörungen erst gar nicht entstehen und somit auch nicht der Schlaganfall. Vor allem bei einer genetischen Disposition kann der Betroffene viel dafür tun, dass ein Schlaganfall nicht eintritt oder zumindest hinaus gezögert wird.
Wichtig ist eine regelmäßige Blutdruckkontrolle, vor allem im höheren Alter.
Unbehandelter Bluthochdruck ist eine der Hauptursachen für Schlaganfall. Auch das Herz sollte regelmäßig untersucht werden. Vorhofflimmern kann einen Schlaganfall begünstigen. Rauchen und das Trinken von Alkohol wirkt sich ungünstig auf die Blutgefäße aus, wobei es natürlich immer auf die Menge ankommt. Ein Glas Wein täglich ist sogar gesund. Weitere Ursachen sind Fettstoffwechselstörungen, Diabetes mellitus, Übergewicht, Stress und Bewegungsmangel. Bei der Entstehung eines Schlaganfalls sind in der Regel mehrere Faktoren beteiligt.
Ein hoher Homocysteinspiegel kann ebenfalls ein Risikofaktor für einen Schlaganfall sein – der Wert sollte regelmäßig überprüft werden!
Schlaganfall und Homocystein
Seit mehr als 10 Jahren wird die Hypothese diskutiert: Hat Homocystein einen Einfluss auf das Risiko, einen Schlaganfall oder Herzinfarkt zu erleiden?
Eine Senkung des Homocystein-Spiegels senkt das Schlaganfall-Risiko
Bei einem um 3 µmol/l niedrigeren Homocysteinspiegel lässt sich das Risiko für einen Schlaganfall um ca. 10% senken. Bei einer Senkung des Homocysteinspiegels um 25% reduziert sich das Schlaganfallrisiko sogar um 20%. Metaanalysen weisen nach, dass diese Risikoabschwächung erst bei einer Behandlungszeit von 3 Jahren greift, kürzere Behandlungszeiten haben demnach keinen deutlichen Therapie-Effekt.
Zusätzlich zur Gabe von Vitamin B6, B12 sowie Folsäure zur Senkung des Homocystein-Spiegels sollten dringend auch andere Risikofaktoren (Rauchen, Übergewicht, hohe Blutfettwerte) minimiert werden.
Homocystein-Spiegel steigt mit dem Alter – regelmäßig prüfen lassen!
Homocystein-Werte unter 10µmol/l sind allgemein wünschenswert, da dann kein Mangel an Vitamin B6, B12 oder Folsäure besteht. Jedes zusätzliche µmol/l an Homocystein erhöht das Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden um ca. 6%. Da der Homocysteinspiegel mit dem Lebensalter ansteigt, sollte dieser Wert bei Gesunden etwa ab dem 50. Lebensjahr bestimmt werden.