Carotinoide: Die Radikalenfänger
Aus Studien ist bekannt, dass Obst und Gemüse das Risiko für bestimmte Krebsarten senken. Diese Schutzwirkung ist neben den Vitaminen auch auf die Carotinoide zurückzuführen.
Carotinoide gehören zu den so genannten sekundären Pflanzenstoffen. Bisher sind über 600 verschiedene Carotinoide bekannt, doch interessant sind vor allem Betacarotin, Alphacarotin, Lykopin, Lutein, Zeaxanthin und Cryptoxanthin.
Carotinoide sind Farbstoffe, die in der Natur häufig vorkommen. Sie verleihen etwa Karotten, Tomaten, Paprika, Mais, Orangen, Melonen oder Pfirsichen ihre typischen leuchtenden Farben. Doch auch grünes Gemüse wie Spinat, Erbsen, Bohnen oder Brokkoli enthält Carotinoide. In diesen Fällen ist es nur nicht ganz so offensichtlich, weil das grüne Chlorophyll die Farbenpracht verdeckt.
Carotinoide sind wie Vitamin A antioxidativ aktiv, das heißt sie
schützen Körpersubstanzen und Stoffwechselsysteme vor schädlichen
Einflüssen. Manche Carotinoide wie Betacarotin, Alphacarotin oder
Cryptoxanthin können in Vitamin A umgewandelt werden. Deswegen heißen
sie auch Provitamine.
Gemüse dämpfen
Carotinoide spielen unter anderem bei der Informationsvermittlung
zwischen Zellen eine Rolle. Über spezielle Kanäle tauschen Zellen Nähr-
und Botenstoffe aus, was für normale Wachstums- und Entwicklungsvorgänge
ausgesprochen wichtig ist. Krebszellen, so haben Forscher
herausgefunden, beteiligen sich an dem Austausch deutlich weniger als
gesunde. Carotinoide jedoch verstärken das Zusammenspiel der Zellen.
Wer an einer hohen Aufnahme von Carotinoiden interessiert ist, sollte beherzigen:
Der Körper braucht auch Fett, um Carotinoide aufnehmen zu können.
Hinzu kommt: Aus verarbeiteten Lebensmitteln, wie gekochten Karotten
oder Tomatensoße sind die Carotinoide besser verfügbar. Ein Großteil der
Carotinoide in Gemüse ist allerdings nicht hitzestabil – darum Gemüse
besser schonend dämpfen als matschig kochen.
Mit Carotinoiden gegen Freie Radikale
Die sechs genannten Carotinoide lassen sich im Blut nachweisen, vor allem Betacarotin:
Es stellt 20 Prozent der im Blut vorhandenen Menge. Die restlichen 80
Prozent verteilen sich auf die übrigen fünf. Diese Carotinoide erfreuen
sich unter Medizinern großer Beliebtheit, da sie Freie Radikale im
Körper abfangen: So können sie etwa einen Teil der aggressiven
Verbindungen, die beim Rauchen entstehen, unschädlich machen.
Betacarotin
Das “Parade-Karotin“. Es vermindert das Risiko für Speiseröhren- und
Magenkrebs, zeigte eine chinesische Studie. Seine Karriere bekam
allerdings einen Knick. Schuld daran ist die so genannte Finnlandstudie:
In der Gruppe von Rauchern, die Betacarotin einnahmen, stieg das
Lungenkrebsrisiko um 18 Prozent. Eine weitere Untersuchung im Anschluss
an die Finnland-Studie ergab jedoch keinen Einfluss von Betacarotin auf
das Lungenkrebsrisiko.
Alphacarotin
Das Alphacarotin steht neben dem bekannteren Betacarotin etwas im
Schatten. Vielleicht zu Unrecht. In einer Studie mit über 100.000
Teilnehmern konnte es zusammen mit Lykopin das Risiko für Lungenkrebs
deutlich senken. Im Körper kann Alphacarotin in Vitamin A umgewandelt
werden und dann dessen Wirkungen entfalten.
Lykopin
Es gehört neben dem Betacarotin zu den wirksamsten Carotinoiden. Lykopin verleiht der Tomate ihr auffallendes Rot. Diesem Carotinoid werden herausragende Wirkungen zugeschrieben: So kann es das Herzinfarkt-Risiko senken und die Gefahr von Brust-, Prostata- und Magen-Darm-Krebs verringern.
Doch damit nicht genug: Eine Studie zeigt, dass es Anstrengungsasthma
vorbeugt. Auch soll Lykopin die Zeugungsfähigkeit von Männern steigern,
so das Ergebnis einer weiteren Untersuchung. Zudem ist Lykopin wichtig
für den Sonnenschutz von innen, den Carotinoide verleihen können.
Lykopin ist auch in Guaven und in rosa Grapefruit enthalten.
Lutein und Zeaxanthin
Diese beiden Carotinoide sind chemisch eng verwandt. Sie sind vor allem in grünem Blattgemüse enthalten. Die höchste Konzentration an Lutein und Zeaxanthin im menschlichen Körper findet sich im Auge. Sie geben der Stelle des schärfsten Sehens, dem gelben Fleck (Macula lutea), seine Farbe.
Wer immer genügend Carotinoide zu sich nimmt, beugt möglicherweise
der Macula-Degeneration vor. Die Macula-Degeneration ist die häufigste
Ursache für den Verlust der zentralen Sehschärfe im fortgeschrittenen
Alter. Forscher fanden außerdem heraus, dass Lutein vor
Gefäßablagerungen schützt und – zusammen mit Zeaxanthin – vor Darmkrebs.
Cryptoxanthin
Größere Mengen Cryptoxanthin sind vor allem in Süd- und Zitrusfrüchten enthalten. Wie Betacarotin, so ist auch Cryptoxanthin eine Vorstufe von Vitamin A.